Montag, 9. November 2009

Zugfahrt nach Varanasi (2AC)

Der restliche Tag verging dann irgendwie wie im Flug. Hier bissi Tagebuch/Blogtexte getippt, da Fotos rübergezogen, kurz im Reiseführer geblättert und schwupps wars Abend. Also gings wieder mal ans Packen, da der Zug um 23.30h ab Agra Cantt ging. Uhhh. Erstes mal Zug mit richtig reserviertem Platz. Für mich ganz allein. Supa. Also auf in die Riksha Richtung Bahnhof geschwungen. Bye bye Agra. Na war eh keine schöne Stadt. Irgendwie.
Am Bahnhof dann das übliche Spiel. Kaum ein Europäer zu sehen und alle wartenden Inder glotzen wie die Ochsen wenns donnert. Krass fand ich so ne Art Ruheraum am Bahnhof. Da lagen mal locker 100 Gestalten am Boden, verhüllt in die typischen Stofftücher. Ein Glück gabs hier wenigstens ne digitale Anzeige mit Zug- und Gleisnummer. Also Gleis 4 muss ich warten. Und das 10 Minuten bevor der Zug überhaupt eintrifft. Wie bin ich denn drauf??? Bis zur Abfahrt also noch locker 40 Minuten? Nice. 10 min nach der Zeit kam er dann auch schon schön langsam reingetuckert, dass man die Klassen der Waggons gut erkennen konnte. Und wie sollte es anders sein, meine Klasse AC 2 Tier kam natürlich gleich am Anfang. Also das Gepäck geschultert und mal das ganze Gleis langgelatscht. Außen hängen dann immer schön die Charts am Zug, auf denen die Reservierungen aufgeführt sind. Is halt super mitgedacht, die mit Tesa und auf Papier gedruckt auszuhängen, weil dann zerfleddern die nämlich gaaanz sicher in keinster Weise während der ersten Kilometer. ;)
Also meinen Namen außen schonmal nich gefunden. Egal, wird schon passen. Meinen Platz hab ich dann auch schnell gefunden. Bei Nummer 8 nich ganz so schwer wie bei ner 36 oder so. Nummer 10 war Alexis aus New York, der erstmal genauso orientierungslos war wie ich. Im ‚Abteil‘ (is ja nur durch ne Vorhang vom Gang abgetrennt) haben wir dann erstmal ne Familie aufgescheucht, die es wohl als Esszimmer benutzt haben. N paar Minuten später waren die dann komischerweise verschwunden. Ich sag doch, Esszimmer. Wie ich die Nacht über auf der schmalen Pritsche schlafen soll mit all meinem Gepäck war mir schon noch so ein Rätsel. Schließlich wollt ich meinen großen Rucksack nich irgendwo auf dem Boden unterbringen. Also? Aneinanderkuscheln. War dann zwar nich mehr ganz so bequem, aber wir sind ja nich zum Spass hier, oder? Irgendwie gings dann ganz gut mit dem Schlafen, solange ich eingeschlafen bin bevor mein Arm, Bein oder Hintern taub war. Dann einmal wenden ohne abzustürzen und das Spiel ging von vorn los. Als ich dann ne Phase hatte, in der ich echt suuuper gut und fest eingeschlafen war, kam doch glatt son Spasst ins Abteil, um alle vier friedlich schlafenden schön grob aus dem Schlaf zu reißen. Alexis und ich haben uns nur dumm angeschaut, was das denn jez bitte war?! Keiner konnte sich nen rechten Reim drauf machen, also haben wir weitergepennt. Irgendwo hing n mini Schildchen, dass zwischen 6 und 20.00h die Betten zu Sitzen umgeklappt sein müssen. Aber hey, doch nich wenn echt alle penne wollen! Volldepp. Irgendwer kam dann, um wohl ne Frühstücksbestellung aufzunehmen. Jaaa, super Sache. Frühstück. Bestellt um acht, geliefert um elf oder so. In der Zwischenzeit hatten wir schon einige schnöde Sandwiches und die unbestritten WELTBESTEN frittierten Teigbällchen gegessen. ‚Frühstück‘ waren dann gekochte und nochmal in ner scharfen Sose gebackene Eier mit plain Naan, der eher dusty als plain war. Boa. DAS schenk ich mir das nächste Mal. ;)
Dann lieber 1000 fritierte Teigbällchen for takeaway an irgend nem Bahnhof geordert. Fand ich eh geil. Die latschen da mit Tabletts auf und ab und verkaufen den Kram auf Zeitungspapier zum in die Hand nehmen. Ich dacht mir erst, na lass mal, was das denn bitte. Runde McNuggets? Und dann halt in den ersten reingebissen. Uahaaaaaaaaaammmmmmmmmmmmmmooooooooaaaaaaaaaaaawiegeilisdasdenn? Der Scheiss is, bis auf den Bahnhof unterwegs hab ich die nirgends mehr gesehen. Muss ich wohl noch n paarmal Zug fahren, um mehr davon zu bekommen, right?
Und der Grund, warum ich um ein Haar normal-Inder-Style-Sleeper-Class gefahren wär war auch hinfällig. Wär nämlich zu gerne an der offenen Zugtüre gesessen, um einfach nur die Landschaft zu genießen und auf mich wirken zu lassen. Fand den Gedanken auf der Fahrt von Delhi nach Agra schon so endgeil, als die Leute abwechselnd an der offenen Türe standen/saßen und rausgeschaut haben. Ich konnt also nich widerstehen, das in der zweitbesten Klasse auch zu probieren. Ob mich dann einer köpft, weil die Klima fürn Arsch is? Hm… Oder weils zu laut wird? Also. Ausprobiert und is kein bisschen lauter und draußen wars glatt kühler als drinnen. Soviel zum Thema Klima, lol. Und es war echt der Hammer. Beim ersten Mal den Kopf rausstrecken hätte ich um ein Haar erstmal den einzigen Pfosten direkt neben den Gleißen weit und breit geknutscht, also flux wieder rein. Die nächsten Male war ich dann schon bedeutend vorsichtiger. Aber das Gefühl, so halb aus dem Zug rauszuhängen is einfach unbeschreiblich. Die Landschaft braust mit knappen 70 oder so an einem vorbei (natürlich nur relativ; man selbst is ja der bewegte Körper… jaja Ph LK! *g*), der Wind zerzaust einem die Haare und die staubige Luft beißt in den Augen. Ich glaub das kommt dem Begriff ‚sich frei fühlen‘ schon ganz schön nah. Gut auf ner Harley die Route66 runter hätte wohl nen ähnlichen Effekt!  Kommt schon auch noch dran…
Nach zig Lachern, echt coolen Eindrücken von unterwegs und so viel Spass auf der Reise stand Varanasi kurz bevor. Aus dem schon reservierten Single Room konnt ich dann gleich mal nen Double Room machen, was mir n dezentes Drittel an Kosten sparte. Also 400 Rupies für n cooles Hotel mit Pool. Beschwerden? Keine. Bis jez. ;)
In der tourist office (is glaub ich nur für nicht indische Traveller gedacht, dass die ab vom teils schon übel stressigen Schalterverkehr ihre Tickets bekommen können, ohne von halb korrupten Bediensteten übers ohr gehauen zu werden) am Bahnhof wollt ich dann gleich mal meine Weiterfahrt nach Kalkutta klarmachen, um mir möglichst meinen TATKAL-Aufpreis zu ersparen (ich fang jez nich mit Fußnoten an, also mittendrin: Züge in Indien sind normal spätestens ne Woche vor der Fahrt komplett ausgebucht. Um Reisenden also nich jede Spontanität zu versauern gibt’s zum Einen ne Touristenquote, mit der man mit Glück noch in viele typische, aber eigentlich schon ausgebuchte Züge reinkommen kann (tourist quota sind normal ca 6-10 Plätze nur für Touris), oder aber TATKAL. Heisst zwei Tage vor Abfahrt um 8.00h morgens wird ein gewissen Kontingent an Tickets freigegeben, das bisher geblockt war. Wer also weiß, was er will und schnell genug is UND willig is, nen gewissen Aufpreis (glaub abhängig von der gebuchten Klasse oder der Entfernung, bin mir noch nich so ganz im Klaren drüber; alles bissi undurchsichtig hier) zu zahlen, der kann ein TATKAL-Ticket bekommen.). EINSCHUB: Ich glaub ich hab irgendwo n ‚A‘ verloren. Wers findet, der kann ja bescheid geben ja?
So. Leider hatten die bei unserer Ankunft nen schönen programmmäßigen Stromausfall. Bis alles wieder lief und wir dran waren (ja, es warten nich nur Klausi und Alesis aus New York auf Tickets), war dann kurz vor 2 nachmittags. Der Versuch vor 2 noch alles geregelt zu bekommen ging leider in die Hose. Kurz vor dem finalen ENTER des Beamten sagte das System ‚Feierabend!‘ Ich kam mir in dem Moment echt vor, als wär ich nich weit von Deutschland weg und grad in nem deutschen Bahnhof. Echt zu geil. Ne, Sonntags schaltet das System immer schon um 2 ab. Kommt doch morgen früh um 8 wieder. Wahnsinn. ;) That’s india. Incredible india. Dann halt nich. Praktisch war aber der Kontakt mit Felicitas, die eigentlich nur wissen wollte, wo denn bitte die Formulare für Tickets sind. Und wie es halt so is, unterhält man sich erstmal ne Runde auf Englisch, bis man feststellt, man könnte ja auch auf deutsch. :D Also schnell Handynummern ausgetauscht und was für den nächsten Abend auf der Dachterrasse ihres Guesthouses ausgemacht.
Dann flux eingecheckt, geduscht und erstmal n kühles Kingfisher genossen. Brutal, wie Eva sagen würd. Ne echt brutal. Was n Genuß!
Hab ich schon das echt coole Hotel erwähnt? So zwischendurch mal nich voll im Backpackersumpf und größten Trubel zu nächtigen kann schon extrem erholsam sein. N ordentliches Bett, das lang genug is, damit man nich diagonal schlafen muss, um sich ausstrecken zu können mit gescheiter Bettwäsche, trotz der Wärme hier unten ne schöne, warme Dusche und n gutes Restaurant gleich mit drin. Also eigentlich kein großer Bedarf, das Hotel zu verlassen. Währen da nich die Ghats und der Ganges mit seinen täglichen Badepilgerern, die jeden morgen aufs Neue locken. Aber jez erstmal ankommen. (Merkt man mir mein 0.6er Kingfischer strong beim Tippen schon an? *grins*)

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